Ich habe ihm dann mitgeteilt, wie er auf mich wirke, worauf er erstaunt sagte, das könne doch nicht sein. Nun, ich wollte nicht mit ihm diskutieren, wer jetzt Recht haben sollte oder nicht, sondern machte ihm den Vorschlag, so schnell wie möglich an einem Rhetorik-Training teilzunehmen, an dem er auch die Möglichkeit habe, sich selbst auf einer Grossleinwand zu sehen. Nach einem anfänglichen «Das habe ich doch nicht nötig» (sagen übrigens immer die, die es am aller nötigsten haben) willigte er ein, mit der Bedingung, dass ich persönlich dieses Training leite und dass er an einem Termin in Deutschland teilnehmen könne, wo ihn niemand kenne. Denn in seinem Kopf war immer noch das alte «Macho-Muster», es könnte ihm als Schwäche ausgelegt werden.
Nach dem Training haben wir uns noch einmal zusammengesetzt und ich wollte von ihm wissen, wie er sich nun selbst erlebt hatte. Seine erste Antwort war: «Das hätte ich schon viel früher machen sollen, denn dann wäre meine Karriere anders verlaufen» und seine zweite; «Ein Rhetorik-Training müsste für jeden Menschen, der vor Gruppen spricht, Pflicht sein.»
Rhetorik ist mehr als nur reden! Eine grosse «Klappe» allein bedeutet noch lange keine gute Rhetorik. Wenn Sie vor Gruppen (ob im Beruf oder Privat) reden wollen oder müssen, dann ist nicht nur das was Sie sagen wichtig, sonder auch wie Sie es sagen und Ihre ganze Körpersprache. Denn Sie haben nicht nur Zuhörer, sondern auch «Zuseher». Das Gesamtbild ist also wichtig, ob Sie überzeugend auftreten oder nicht. Ob Sie nun eine unterhaltende Rede, eine Ansprache oder eine Präsentation machen, entscheidend ist immer, wie Sie insgesamt wirken.
Die drei Ebenen wirkungsvoller Rhetorik
1. Aussehen, Körperhaltung, Mimik Gestik und Bewegung, also das gesamte Erscheinungsbild.
2. Der Ton macht die Musik, denn mit dem nötigen Lächeln können Sie fast alles sagen.
3. Ihre Wortwahl bzw. Argumentation und wie Sie eine Gruppe inhaltlich lenken können.
Diese drei Ebenen müssen zusammenpassen, sonst kommen Sie schlecht an. Mit anderen Worten: das Ganze muss in sich „stimmig“ sein und ganz wichtig, es muss auch zu Ihrer Person passen.
Praxis Tipp 1
Wenn Sie das nächste Mal vor Menschen reden, stellen Sie sich zuvor folgende 5 Fragen: 1. Bin ich mich selbst? 2. Weiss ich, was ich will? 3. Was kann ich tun, damit ich mich dabei gut fühle? 4. Wie kann ich das Ganze wirkungsvoll formulieren? 5. Wie stelle ich sicher, dass es nicht nur beim Reden bleibt, sondern auch Taten folgen?
Praxis Tipp 2
Wenn Sie ein Rhetorik-Training besuchen, sollten Sie Folgendes beachten:
Ist der Trainer ein Profi? Hat er selbst genügend Erfahrung? Ist er ein Vorbild? Haben Sie die Möglichkeit, sich selbst im Grossformat zu sehen? Haben Sie selbst die Möglichkeit mehrmals zu üben? Es darf also keine Grossgruppe sein. Besuchen Sie kein „Billig-Training“, denn hier gilt billig kaufen ist teuer! Bekommen Sie Feedback? Lernen Sie auch, wie Sie mit Angriffen umgehen können? Dass Sie lernen, wie Sie niemals sprachlos vor einer Gruppe stehen? Dass Sie den „rhetorischen Erste Hilfe Koffer“ erhalten. Lernen Sie auch, mit Ängsten und Lampenfieber umzugehen?
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