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Talent oder Übung? Sechs Rhetorik-Stepps verhelfen zu mehr Erfolg | |
Was den Menschen zum Menschen macht, ist die Sprache. Doch wer sprechen kann, kann noch lange nicht reden. Rhetorik ist mehr: Die Kunst, frei aufzutreten, mitreißend zu sprechen, überzeugend zu verhandeln oder einfach die Fähigkeit, Begeisterung auszustrahlen - das alles ist das Wissen um die Wirkung des ganzen Menschen. Die meisten Menschen kennen dieses ungute Gefühl, das Kribbeln im Bauch, den beschleunigten Herzschlag, feuchte Hände. Vor Ihnen 20, 30 Menschen, Fremde. Alle blicken Sie an. Und Sie sollen reden. Zum Beispiel: sich vorstellen, einen Sachverhalt schildern, eine Meinung vertreten. Alle warten: Los endlich, bedeuten ihre Blicke. Kommt dann endlich ein Wort über die Lippen, klingt die eigene Stimme ziemlich fremd. Gedanken schießen durch den Kopf. Unkontrolliert. Gedanken, die Angst machen und verunsichern. Sie fühlen sich plötzlich wie ein Angeklagter. Ein Alptraum! Als Redner wird man nicht geboren… Rhetorik ist das wertvollste Handwerkszeug zur Erreichung großer Ziele. Redner werden gemacht und nicht geboren. So wie jedes Talent, jede Fähigkeit und jedes Können, so muss auch die Kunst wirkungsvoller Kommunikation gelernt werden. Und das Beste daran ist, dass wirklich jeder an der Entfaltung der eigenen rhetorischen Begabung arbeiten kann. Anlässe für Stegreifreden gibt es mehr als genug und meist ist dies eine tolle Chance, um sich und seine Interessen ins rechte Licht zu rücken. Gerade in diesen Augenblicken werden selbst gestandene Manager oft sprachlos. Wenn auch Sie vor mehr als drei, vier Personen kein Wort rausbringen - keine Bange: Reden lässt sich lernen – in sechs Stepps: 1. Die Macht der Autosuggestion Reden Sie sich doch zuerst einfach einmal ein, dass Sie ein immer besserer Redner werden, der seine Zuhörer begeistern und überzeugen kann. Dazu gibt es eine Formel, die wirkt fast wie eine Hexenbeschwörung. Bitte ausschneiden oder abschreiben und immer wieder vorsagen, bis Sie daran glauben - was sich auf Dauer gar nicht vermeiden lässt: "Ich bin fest entschlossen, ein guter Redner zu werden. Ein guter Redner ist ein Meister in der Kunst der Menschenführung. Auch ich werde ein Meister in der Kunst der Menschenführung und werde mich täglich und bei jeder Gelegenheit darin üben. Mein starkes Selbstbewusstsein und meine Kontaktfähigkeit erleichtern mir den Umgang mit den Menschen. Ich bin ein ziel-bewusster Mensch. Im Umgang mit Menschen bemerke ich, wie ich meinen Standpunkt immer freier ausdrücken und wie ich mich immer besser durchsetzen kann." 2. Der erste Eindruck ist entscheidend! Sie wissen sicher, wie beeinflussbar wir Menschen sind. Vielleicht haben auch Sie schon andere Menschen nach dem ersten Eindruck beurteilt, manchmal diesen ersten Eindruck auch wieder korrigiert. Aber das dauert. Erste Eindrücke setzen sich fest wie Rotweinflecken auf einem Tischtuch. Schon in den ersten Sekunden wird entschieden, ob man Sie mag oder nicht. Nur wenn Sie dem Zuhörer sympathisch sind, wird er Ihnen aufmerksam zuhören und Ihren Argumenten eine Chance geben. Unser Kopf registriert wie eine Kamera, zunächst den Körper des Gegenübers. Dieses Bild, eine Momentaufnahme der Persönlichkeit, braucht nicht zu stimmen, aber es ist da. Und es bestimmt die spontane Reaktion der Zuhörer auf uns. Deshalb sollten Sie als aller erstes ihren Körper bewusst einsetzen. 3. Festes Stehen = fester Standpunkt Schauen Sie mal genau hin, bei allen, die etwas zu sagen haben. Und zwar nach unten, auf die Beine. Je unsicherer ein Redner ist, desto heißer wird ihm der Boden unter den Füßen, er trippelt und tänzelt. Und je sicherer sich einer seiner Sache ist, desto fester ist sein Standpunkt. So einfach ist das. Und überlegen Sie sich eins: Dass es auch Ihren Zuhörern (und Zuschauern) nicht entgeht, ob Sie einen festen Standpunkt haben oder ob Sie dauernd auf der Flucht sind. Ihre Füße zeigen es, wenn Sie vor Ihren Zuhörern am liebsten Reißaus nehmen würden. Deshalb - hämmern Sie sich ein: Ich habe einen Standpunkt. Ich falle nicht um. Ich stehe fest. Und da wir nun einmal Gewohnheitswesen sind, ist es erst einmal wichtig, dass Sie aus dem festen Auftreten eine feste Gewohnheit machen. Achten Sie immer darauf, dass Sie die Knie durchdrücken. Stehen Sie bewusst. Üben Sie das. Denn wenn die Knie weich sind, dann sind es Ihre Argumente auch. 4. Ruhig und gelassen werden - in knapp einer Minute Das muss Ihnen sicher nicht erst ein Arzt sagen: Je nervöser, je aufgeregter Sie sind, desto schneller schlägt Ihr Herz. In der Psychologie wird dieser Zustand "überschießende Reaktion" genannt. Dieser Ausdruck bedeutet nichts anderes, als dass Sie mehr als wach sind. So aufgedreht und überdreht, dass Sie sich schon wieder selbst blockieren. Nichts geht mehr. Sie kriegen keinen Ton raus. Klar, je schneller ihr Herz schlägt - und das kann "im Stand" so um die 160 Touren rasen - desto schneller geht auch Ihr Atem. Sie sprechen atemlos. Und genauso schnell jagen auch die Gedanken durch Ihren Kopf und bringen Ihr Konzept durcheinander - wie Störsender. Nicht nur, dass die Stimme versagt, wir verlieren auch unseren Plan. All das, was wir uns im Kopf zurechtgelegt hatten. Aber gegen dieses Durcheinander gibt es ein wirksames Mittel. Man kann sich nämlich selbst beruhigen. Denken Sie nun bloß nicht, dass Sie sich mit Ihrem Willen zur Ruhe zwingen können. Das schaffen nicht mal indische Fakire. Aber eine Atemtechnik kann Ihnen helfen. In einer Minute. Es ist die Technik, mit der sich Yogis in tiefe Ruhe und Schlaf versetzen können, mit der Igel in den Winterschlaf wechseln. In diesen drei Schritten der Atemtechnik finden Sie zu mehr innerer Ruhe: - Atmen Sie ganz tief und langsam aus. - Atmen Sie nun ganz langsam ein, ganz tief aus dem Zwerchfell heraus. Ihr Bauch muss sich beim Einatmen vorwölben und nicht der Brustkorb. Atmen Sie nach Gefühl. - Halten Sie den Atem an - vier Sekunden lang. Danach atmen Sie wieder langsam aus. Diesen Rhythmus - ausatmen, einatmen, Atem anhalten - wiederholen Sie etwa fünf-, sechsmal. Danach werden Sie feststellen, dass Ihr Puls deutlich langsamer schlägt - und dass Sie auch spürbar ruhiger geworden sind. 5. Länger als einen Augenblick Augen sind der Spiegel der Seele, heißt es. Und manche Menschen glauben, ihren Gesprächspartnern so ziemlich alles an den Augen ablesen zu können. Meist das Falsche. Denn unser Blick gibt nur Aufschluss über unseren Gemütszustand. Er verrät, ob wir innerlich ganz ruhig sind. Oder ob es in uns brodelt. An guten Tagen ist der Blick deshalb auch ruhig. An schlechten Tagen flattert er. Aber unser Blick lässt sich trainieren. Wenn Sie lang genug geübt haben, ziehen Sie mit Ihrem ruhigen, warmen Blick selbst den uninteressiertesten oder feindlichsten Zuhörer in Ihren Bann. Bevor Sie also mit dem Sprechen beginnen, verankern Sie ihre Füße, verlangsamen Sie ihre Atmung und dann blicken Sie nur eine einzige Person an. Wenn alle Anwesenden Ihre Aufmerksamkeit auf Sie richten, dann erst beginnen Sie zu sprechen und blicken eine andere Person für mindestens 5 Sekunden an. Sie sprechen sozusagen immer nur eine Person an und versuchen nicht alle gleichzeitig anzuschauen. Sie erreichen damit nicht nur, dass Sie die Zuhörer fesseln und faszinieren. Ihr ruhiger Blick beeinflusst auch Ihre eigene Haltung und Stimmung. Die äußere Ruhe überträgt sich nach innen. 6. Halten Sie sich immer an Ihre innere Gliederung! Jede Rede sollte immer eine Struktur erkennen lassen. Deshalb sollten Sie folgende Gliederung verinnerlichen und trainieren. Stellen Sie sich einmal vor, Sie sollen einen Vortrag über das Auto halten - ganz spontan. Sie beginnen ihre Ausführungen immer in der Vergangenheit und damit, welchem Sinn - in diesem Fall - das Auto dient. Im zweiten Teil zeichnen Sie die Entwicklung bis zur Gegenwart nach und beschreiben die aktuelle Situation bzw. die Problematik. Im dritten und letzen Teil geht der Blick in die Zukunft und die mögliche Entwicklung. Hier können Sie sagen, wie die Problematik gelöst werden kann und/oder welches Ziel angestrebt wird. Versuchen Sie selbst einmal, nach dieser Gliederung vorzugehen und eine kurze Stegreifrede zu einem beliebigen Thema zu halten. Sie werden überrascht sein, wie gut es klappt. Rhetorik ist die Lehre von der Wirkung des Menschen. Rhetorik ist die Kunst, andere zu gewinnen und zu überzeugen, ein NEIN des anderen in ein zustimmendes JA zu verwandeln, Mitarbeiter zu führen und erfolgreich zu machen, frei aufzutreten, seine Gedankengänge richtig aufzubauen und zu übermitteln, mit richtigem Sprechtempo, guter Stimmlage und wirkungsvoller Körperhaltung. Rhetorik ist nicht Talent, sondern Übung… und Übung macht ja bekanntlich den Meister. Viel Spaß auf dem Weg zum Redner! | |
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